Tierfotos im Stuttgarter Schlossgarten
 
Ein Feuerwehreinsatz im Park für Thea


Wie der Papageien-Experte Dieter Hoppe mir sagt, "die Lebensabschnitte des Amazonenweibchens Thea scheinen die nichtendenwollenden Sequenzen einer Dauer-Katastrophe zu sein". Ich habe schon hier in meinen Berichten über Theas Unglück im Sommer 2015 geschrieben. Dann wurde ich am 5. Februar 2016 im Rosensteinpark Augenzeuge, wie Thea in der Luft von einem Habicht angegriffen wurde. Zum Glück lief die Attacke ins Leere und Thea konnte sich retten. Sie litt aber wochenlang an den Verletzungen, die von den Greifkrallen verursacht waren.


Ich fand Thea in einem Schockzustand direkt nach dem Habichtangriff

Es schien auch, dass Thea psychisch stark traumatisiert war. Sie flog nicht mehr in den Park. Mit dem Beginn der Brutsaison 2016 hatte sie endlich ihr Trauma überwunden und mit ihrem neuen jungen Partner Thilo angefangen eine Bruthöhle zu suchen. Dabei hatte das neue Paar große Schwierigkeiten angetroffen, denn das alte Brutrevier von Thea war von ihrem Ex-Partner Gregorius und seiner neuen Frau Kirke während Theas Aufenthalt im Tierheim übernommen worden. Der junge Thilo (vermutlich 2-3 Jahre alt) besaß selbst noch kein Revier.


Thea und Thilo bei einer Höhleninspektion im März 2016

Am 5. Mai wurde ich erneut Zeugin, wie Thea schon wieder einer Katastrophe knapp entkommen ist! Eigentlich hatte ich mich gefreut, als ich sah, dass Thea und Thilo im alten Brutbaum von Thea im Rosensteinpark angeflogen waren. Hier hatte Thea mit ihrem langjährigen Partner Pythagoras mehrmals erfolgreich gebrütet. Da Gregorius und Kirke im Unteren Schlossgarten ihre Bruthöhle ausgesucht und angefangen hatten festzubrüten, war das Gebiet wieder frei geworden. Nun ging Thea in ihre gewohnte alte Höhle rein. Und ach Gott, sie konnte nicht mehr rauskommen!


Frühmorgens am Unglückstag hatten Thea und Thilo sich noch gepaart...

Die Schnabelspitze fehlt, damit sie am Rand der Öffnung sich festhalten kann um weiter hochzuklettern. Thea hatte beim Unfall im Sommer 2015 ihre Schnabelspitze verloren. Ich sah immer wieder ihren Kopf aus der Höhle rausgucken. Thea stützte sich mit Hilfe beider Flügel an der Wand der Höhle ab und wollte sich noch mit dem Schnabel am Rand der Öffnung hochziehen. Ihre stumpfe Schnabelspitze konnte aber leider nicht mehr richtig die glatte Rinde der Platane fassen. Immer wieder stürzte sie ins Loch ab. Thilo saß besorgt daneben, versuchte sogar mit seinem Schnabel Thea hochzuheben.


Thilo versuchte mit seinem Schnabel Thea rauszuziehen

Nach 45 Minuten Beobachtung war mir klar, dass Thea es nicht schaffen wird. Ich informierte meine Kollegin Bianca, die von der anderen Seite des Parks sich beeilte herzukommen. Sie traf unterwegs eine Polizeistreife und schickte sie zu mir. Ich sprach die Polizistin an, die zunächst mich sehr skeptisch anschaute. Bald sah sie selbst, wie Thea bei einem erneuten Versuch abgestürzt war. Sie rief die Feuerwehr an. Nach ca. 15 Minuten waren zwei Feuerwehrwagen richtig mit Martinshorn "tatüü tataa" angekommen!



Mit einer Leiter kletterte ein junger Feuerwehrmann zur Höhle, schaute rein und sagte, dass Thea blutete. Da die Höhle nur ca. 40cm tief war, versuchte er zunächst mit der Hand Thea zu fangen.



Es klappte aber nicht und wir empfahlen ihm doch einen Zweig reinzustecken und Thea selbst rausklettern lassen. Gesagt, getan. Kaum war der Feuerwehrmann wieder von der Leiter am Boden, tauchte Thea, die diese Hilfe sofort verstanden und benutzt hatte, an der Öffnung auf.



Sie schaute einmal was draußen los ist und flog gleich dann mit einem kräftigen Flügelschlag heraus! Bravo! Es erhob sich großer Beifall von den vielen Zuschauern, die mittlerweile sich um den Baum versammelt hatten. Thilo war bis das der Feuerwehrmann auf die Leiter kam ganz treu neben der Höhle sitzen geblieben und hatte sich nur am Schluss in die Hainbuche, die daneben steht, versteckt. Er schloss sich sofort an. Die beiden saßen eine Weile in der Hainbuche zusammen. Thea blutete an den Zehen, aber sonst sah sie ziemlich gesund aus.


Endlich wieder frei!

Ich hoffe, dass die dritte Geschichte Theas wie die zwei vorigen ein gutes Ende haben wird.

Am nächsten Tag traf ich Thea und Thilo beim Wachwerden auf ihrem gewohnten Schlafplatz in Bad Cannstatt. Thea sah gut erholt aus. Schon um 05.45 Uhr flogen sie vom Schlafplatz ab in einen neuen hoffentlich ruhigeren Tag hinein.

Hier ein seher netter Artikel in der Suttgarter Zeitung: "Feuerwehr rettet Papageien-Dame"


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